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(abk) Vor dem Werfttor der BREDO-Werft an der Dockstraße in Bremerhaven trafen sich um 16 Uhr einige Mitglieder unseres Vereins, um sich das Gewässerschutzschiff „NEUWERK“ anzusehen. Dieses Schiff gehört zu der Flotte der ständig einsatzbereiten Gewässerschutz-/ Schadstoffunfallbekämpfungsschiffe des Bundesministeriums für Verkehr, außerdem gehören noch die MELLUM und die SCHARHÖRN dazu.
Empfangen wurden wir von Herrn Szyslo vom WSA Brake, der uns über das Dock zur NEUWERK führte. Das Schiff lag nicht mehr im Dock, sondern war schon wieder nach einer Reparatur ins seinem angestammten Element angekommen. So konnten wir bei Tageslicht noch die Außenanlagen des Schiffes in Augenschein nehmen. Das Achterdeck ist mit dicken Holzbohlen ausgelegt, die bei der Hauptaufgabe des Schiffes, dem Tonnenlegen, nützlich sind und das eigentliche Stahldeck schonen. Eine Friktionswinde mit einer Haltekraft von 200 t, eine Speicherwinde mit 35 t Zugkraft sowie 1 km Schleppdraht mit einem Durchmesser von 62 mm weisen auf den zweiten Job des Schiffes hin, nämlich das (Ab-)schleppen von anderen Schiffen im Notfall. Die dritte Aufgabe ist das Eisbrechen, dafür ist das Schiff ebenfalls ausgerüstet. Weiterhin hat es Feuerlöscheinrichtungen mit 120 m Wurfweite und 45 m Wurfhöhe, so daß es auch in der Feuerbekämpfung eingesetzt werden kann, und die fünfte Aufgabe ist die Schadstoffbekämpfung, zu der wir auch an anderen Stationen des Schiffes noch viel hören würden.
Zur Schadstoffbekämpfung verfügt das Schiff über zwei Aufnahmeskimmer von je 15 m Länge. Diese sind an beiden Seiten des Schiffes angebracht und werden im Winkel zum Schiff ausgefahren. Sie können dann Öl und andere Schadstoffe mit einer Pumpleistung von je 320 cbm/h aufnehmen und in Schadstofftanks mit insgesamt 920 cbm Fassungsvermögen bunkern. Diese Tanks befinden sich unter dem Achterdeck.
Weiter ging die Führung dann ins Innere des Schiffes und zunächst einmal in den Maschinenleitstand und von da aus in die Maschine. Zum Glück lief sie nicht, so daß man den Erklärungen gut folgen konnte.
Von der Maschine aus ging es dann stetig aufwärts. Wir sahen zunächst einen Schleusenbereich, in dem sich Menschen, die mit irgendetwas Schädlichem kontaminiert wurden, reinigen können, bevor sie dann ins Innere des Schiffes gelangen.
Dieses Schiff kann komplett abgeriegelt werden, so daß von außen keine Luft etc. mehr eindringen kann. Sollte es sich in toxischer Umgebung befinden, d.h., die Außenluft ist durch Gas oder anderes verseucht, wird diese Luft über diverse Filteranlagen geleitet und sie würde nur ins Innere des Schiffes gelangen, wenn sie komplett gereinigt ist. Diverse Gasdetektions– und Gasüberwachungsanlagen können Art und Zusammensetzung der umgebenden Luft bzw. des Schadstoffes analysieren. Ebenso ist das Schiff explosionssicher, selbst wenn explosive Außenatmosphäre vorhanden ist, kann diese bei einem möglichen Eintritt in das Schiff nicht einmal dann etwas anrichten, wenn sie in den Motorraum oder auf heiße Aggregate trifft.
Wir besichtigten anschließend die Messe und die Kombüse (blitzesauber obwohl gerade das Abendessen vorbereitet wurde....), bevor es mehrere Treppen aufwärts zur Brücke ging. Dort empfing uns der Kapitän und erklärte sehr ausführlich die vorhandenen Anlagen. So sind in Fahrtrichtung zum Bug drei von vielen Schaltpulten und Monitoren umgebene Arbeitsplätze vorgesehen, in der Mitte der des Steuermannes, links der des Kapitäns und rechts der des 1. Offiziers. Hinter diesen Arbeitsplätzen befindet sich der Kartentisch. Ein weiterer Arbeitsplatz ist für Computertätigkeiten, Internetanschluß und Emailversand vorgesehen, daran anschließend gibt es einen kleinen Besprechungstisch. Dann gibt es ein komplettes Funkerboard mit Flugfunk und sämtlichen möglichen Funkverbindungsarten.
Da das Schiff möglicherweise unter Abschottung von der Außenwelt arbeiten muß, sind keine Brückennocken vorhanden, es befinden sich aber auf beiden Seiten der Brücke im Inneren noch Steuerstände. Außerdem gibt es einen Arbeitsplatz, von dem aus die Winde auf dem Achterdeck sowie die Ölskimmer bedient werden. Dieses Schiff kann sich in jede Richtung bewegen, ohne den Bug dorthin zu richten! Es kann also komplett seitwärts oder schräg nach achtern fahren, ohne seine Lage zu verändern. Die Brücke ist komplett bis an den Boden verglast, was einen ungehinderten Blick auf Schiff und Umgebung zulässt, allerdings sollte man dabei schwindelfrei sein.
Das Schiff hat eine Regelbesatzung von 16 – 18 Leuten (manchmal sind Auszubildende dabei), im Schadensfall können bis zu 34 Personen zusätzlich mitgenommen werden (Spezialisten, Feuerwehrleute etc.)
Anschließend ging es draußen an der Vorderseite der Brücke wieder auf steilen Treppe nach unten, und nach dem langen Weg über das Dock hatten wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Warum finden die Schiffsbesichtigungen des MTV eigentlich immer im Dunkeln und meistens noch bei Regen statt?????
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