BV 2 – „Vegesack“: erstmals in Oslo:
Skandinavientörn mit unserem Traditionsschiff
Es berichtet: Peter von Daak
In Skagen, Dänemark, hatten wir uns nach der Anreise mit dem Bus an einem Sonnabend morgen erstmals „beschnuppert“. Wir waren eine gemischte Crew von Segelfreunden aus verschiedenen Teilen Deutschlands, vervollständigt durch eine Stammcrew mit der absoluten Lust am Segeln. 14 Tage wollten wir unterwegs sein um Schären und Fjorde in Schweden und Norwegen zu erkunden.
Der Donnerstag weckte uns mit leckerem Pfannkuchenduft aus der Pantry und absolut passendem Wind, der aus Süden durch unser
Logis strich. Gleich nach dem Auslaufen setzen wir die Segel zur Bewältigung des 35 Seemeilen langen Highlights unserer Tour, und mit wenigen Halsen gelangten wir in den enger werdenden Teil des Fjords. Das Sonnenlicht ließ uns und unser
Schiff strahlen, während die Typhone anderer Schiffe ihre Begeisterung über unseren Anblick ausdrückten.Nach anfänglichen 4,5 Knoten Geschwindigkeit bauschte die Düsenwirkung der immer weiter zusammen rückenden Fjordwände
unsere Segel und drückte uns mit Spitzengeschwindigkeiten von 8,7 Knoten durch das teilweise nur noch 200 m breite Fahrwasser.
Obwohl im Laufe des Nachmittags Wolken aufkamen, waren alle in Hochstimmung – man
genoss die an Backbord und Steuerbord abzweigenden Fjorde und bewunderte auftauchende Inseln und idyllisch gelegene Häuser. Man grüsste passierende und begegnende Schiffe und Boote und die winkenden Menschen an den Ufern.
Alle erfreuten sich am unverschämten Glück, das Jupiter und Neptun uns an diesem Segeltag gewährten. Nachdem wir die Segel erst kurz vor dem Einlaufen in den Hafen von Oslo geborgen hatten, lotste uns ein Schiff
der Hafenmeisterei an unseren Liegeplatz - was für ein Service für unsere „Vegesack“. Selten hat uns das „Einlaufbier“ besser geschmeckt als an diesem Abend. Der nächste Tag war für Entdeckungsfahrten in und um
Oslo vorgesehen. Das „Fram“- und „Kon Tiki“-Museum gehörten genauso zum Pflichtprogramm wie der Spaziergang über die Karl Johan Strasse. Natürlich musste an der „Aker Brygge“ in der Nähe des Rathauses
promeniert werden und ein Rundgang durch den weltberühmten „Vigelandpark“ mit seinen einzigartigen Skulpturen diente als adäquater Abschluss unseres Oslo Besuchs.
Am
Samstag hieß es um 6 Uhr “Leinen los“. Zielhafen für den Tag war die
Stadt
Horten am Eingang
des Oslo-Fjords. Ein letzter Blick auf die „Akershus“ Festung, ein kurzer Rundblick auf die imposante Hafenkulisse mit dem Rathaus als zentralem Ruhepunkt, ein schneller Zeitvergleich mit der Rathausuhr. Beim
Auslaufen passieren wir noch einmal die Insel „Bygdoy“ mit ihren Villen und Herrenhäusern, während die ersten Fähren des Tages aus Deutschland und Dänemark sich ihren nassen Weg in den Hafen von Oslo pflügten.
Nun war es Zeit den Fahrplan für den zweiten Teil unserer Reise zu besprechen. Da sich über der Nordsee ein Sturmtief austobte, beschlossen wir, den ursprünglich geplanten Törn nach Esbjerg zu streichen. Stattdessen
einigten wir uns auf eine Route durch die Ostsee Horten – Krukehavn/Tjöme - Larvik – Frederikshavn - Anholt – Ebeltoft – Kolby Kas/Samsö – Sonderborg – Flensburg. Am Sonntag verließen wir Horten gegen 9.30 Uhr. Sofort wurden
Segel gesetzt und bei bestem Wetter rauschten wir der Inselwelt um Krukehavn entgegen. Leider schlief der Wind am Nachmittag ein, so daß wir unter Motorkraft in den kleinen verträumten Hafen einliefen. Durch die Ferngläser
machte die Schiffsführung einen idealen Liegeplatz aus; wie für uns geschaffen - ca. 38 m Pier-Freiplatz am Ende des verwinkelten Hafens (bei 35 m Schiffslänge). Nach einer „Ehrenrunde“ im Hafenbecken „schmiegten“ wir die
BV2 ohne Probleme in die kleine Lücke. Die Begeisterung über dieses Manöver war an Bord und an Land gleichermaßen groß. Leider währte unsere Freude nur kurze Zeit, da der Liegeplatz von örtlichen Fischern zur Eisübernahme benötigt
wurde. So mussten wir uns auf einen Ankerplatz vor dem Hafen zurückzuziehen. Auch diesmal konnte die Ankerwache einen schönen Sonnenaufgang genießen.
Um 6 Uhr hieß es „Anker auf“ und wir steuerten für ein kurzes „Zoll-Intemezzo“
nach Larvik. Nach Besichtigung des Ortes setzten wir um 14 Uhr die Segel der BV2. Das Tiefdruckgebiet aus dem Skagerrak beglückte uns mit gutem Wind und erheblicher Dünung. Mit mehr als 8 Knoten pflügten wir durch die Wellen
des Kattegatts mit Kurs Frederikshavn. Im Laufe der Nacht brieste es so weit auf, dass einige mit Seekrankheit und alle mit umherfliegendem Geschirr und wandernden Backskisten zu kämpfen hatten. Unser Steuermann wurde durch
eine Quersee mitsamt Matratze aus der Koje geworfen. Alle waren froh als die Leeküste das dänischen Festlands den Wellentanz beendete. Nach kurzem Segelaufklaren und der Verabschiedung eines Crewmitglieds in Fredrikshavn
setzten wir unsere Reise zur Insel Anholt fort.
Dort um 21 Uhr angekommen, gingen alle nach kurzem Biergespräch ins Bett, hatte doch der Skipper angekündigt, daß die Nacht spätestens um 6.30 Uhr zu
Ende sein würde. Der Mittwoch brachte uns bei Windstärke 4 bis 5 und 2,5 m hohen Wellen zügig nach Ebeltoft. Um 18 Uhr eingelaufen, gönnten wir uns ein lukullisches Mahl in einem „Krog“ dieses romantischen Städtchens.
Bis 11 Uhr hatten wir am Donnerstag Landgang. Zeit genug, sich mit der im Hafen liegenden Fregatte „Jylland“ zu beschäftigen und einen Einkaufsbummel zu machen. Beladen mit Frischfisch und diversen Angelutensilien traf die Mannschaft pünktlich wieder an Bord ein. Sofort „schraubten“ wir uns mir
Besanunterstützung durch die sehr schmale Hafenausfahrt. Aufgrund der bis zum Sonnabend noch zurückzulegenden Strecke blieben für die verbleibenden Häfen Kolby Kas auf Samsö und Sonderborg (Freitag) nur kurze Hafenliegezeiten übrig.
Als wir dann am Sonnabend morgens um 8.12 Uhr die Klappbrücke in Sonderborg passiert hatten, genossen wir zum letzten Mal das sonnige Wetter, das Wasser und „unsere“ Vegesack. Alle waren sich auf dieser letzten kurzen
Etappe nach Flensburg einig, daß wir zwei außergewöhnliche Wochen auf einem außergewöhnlichem Schiff verlebt hatten. 670 zurückgelegte Seemeilen hatten unvergessliche Eindrücke bei uns
hinterlassen. Bis Mittag hatten wir „Klar Schiff“ und übergaben um 13 Uhr „unseren“
Segellogger an eine neue Crew.