BV 2 – „Vegesack“: erstmals in Oslo:

Skandinavientörn mit unserem Traditionsschiff

Es berichtet: Peter von Daak

In Skagen, Dänemark, hatten wir uns nach der Anreise mit dem Bus an einem Sonnabend morgen erstmals „beschnuppert“. Wir waren eine gemischte Crew von Segelfreunden aus verschiedenen Teilen Deutschlands, vervollständigt durch eine Stammcrew mit der absoluten Lust am Segeln.
 
14 Tage wollten wir unterwegs sein um Schären und Fjorde in Schweden und Norwegen zu erkunden.
Bis zur Übernahme des Schiffes blieb uns noch Zeit für ein ausgiebiges Frühstück im Ort Skagen. Um 11 Uhr nahmen wir unsere „Vegesack“ in Beschlag. Proviant und Getränke waren schnell verstaut; Sicherheitsbelehrung und Einweisung in Gegebenheiten und Gepflogenheiten des Schiffs folgten.
Über den ersten Teil unseres Trips wurden wir uns schnell einig. Skagen – Göteborg – Lysekil – Moss – Oslo sollten die Stationen der ersten Hälfte unserer Reise werden. Zwischendurch wollten wir auch nachts ankern um Einsamkeit und einen ungestörten Sonnenaufgang zu genießen. Nachdem wir um 18 Uhr ausgelaufen waren erreichten wir mit kleiner Beseglung und Motorunterstützung bei strahlendem Sonnenschein gegen 9.30 Uhr Göteborg. Schon bald brachen alle zum Landgang auf. Erst am Nachmittag trudelte die Mannschaft wieder ein, um bei einem gemütlichen Umtrunk über Erlebtes zu berichten. Am nächsten Tag brachen wir früh um 6 Uhr zu unserer Fahrt in den Norden auf. Obwohl hauptsächlich Revierfahrt angesagt war, freuten wir uns über abwechslungsreiche Landschaftsbilder.
Bei bestem Sommerwetter – es war Ende August – blieb sogar Zeit für ausgiebiges Baden und Angeln, bevor wir um 18.30 Uhr im idyllischen Städtchen Lysekil einliefen Nach „Einlaufbier“ und Abendessen wurde es Zeit für Hafen- und Stadterkundung. Nachdem uns die Sonne früh geweckt hatte, legten wir am Dienstag um 8 Uhr ab. Bei günstiger Windrichtung setzten wir sofort Segel und kamen gut voran. Am Nachmittag tauschte Wind gegen leichten Regen, was unserer guten Stimmung jedoch in keiner Weise abträglich war - sahen wir doch unseren abendlichen Ankerplatz in einer einsamen Bucht nahe des Städtchens Stömstad bald an Steuerbord auftauchen. Einige Crewmitglieder erkundeten nach dem „Ankerbier“ mit  unserem Dingi die Umgebung und meldeten diese „piratenfrei“. Beste Voraussetzungen für eine ruhige Ankerwache – und wer dabei noch das Glück hatte, den glutroten Sonnenaufgang  zu erleben, war mit sich und der Welt mehr als zufrieden. Für den Mittwoch hatten wir uns Moss als Zielhafen ausgesucht, um am folgenden Tag, bei hoffentlich günstigen Windverhältnissen, in den Oslo-Fjord einzusegeln.

Der Donnerstag weckte uns mit leckerem Pfannkuchenduft aus der Pantry und absolut passendem Wind, der aus Süden durch unser Logis strich. Gleich nach dem Auslaufen setzen wir die Segel zur Bewältigung des 35 Seemeilen langen Highlights unserer Tour, und mit wenigen Halsen gelangten wir in den enger werdenden Teil des Fjords. Das Sonnenlicht ließ uns und unser Schiff strahlen, während die Typhone anderer Schiffe ihre Begeisterung über unseren Anblick ausdrückten.Nach anfänglichen  4,5 Knoten Geschwindigkeit bauschte die Düsenwirkung der immer weiter zusammen rückenden Fjordwände unsere Segel und drückte uns mit Spitzengeschwindigkeiten von 8,7 Knoten durch das teilweise nur noch 200 m breite Fahrwasser.
Obwohl im Laufe des Nachmittags Wolken aufkamen, waren alle in Hochstimmung – man genoss die an Backbord und Steuerbord abzweigenden Fjorde und bewunderte auftauchende Inseln und idyllisch gelegene Häuser. Man grüsste passierende und begegnende Schiffe und Boote und die winkenden Menschen an den Ufern.
Alle erfreuten sich am unverschämten Glück, das Jupiter und Neptun uns an diesem Segeltag gewährten. Nachdem wir die Segel erst kurz vor dem Einlaufen in den Hafen von Oslo geborgen hatten,  lotste uns ein Schiff der Hafenmeisterei an unseren Liegeplatz - was für ein Service für unsere „Vegesack“.  Selten hat uns das „Einlaufbier“ besser geschmeckt als an diesem Abend. Der nächste Tag war für Entdeckungsfahrten in und um Oslo vorgesehen. Das „Fram“- und „Kon Tiki“-Museum gehörten genauso zum Pflichtprogramm wie der Spaziergang über die  Karl Johan Strasse. Natürlich musste an der „Aker Brygge“ in der Nähe des Rathauses promeniert werden und ein Rundgang durch den weltberühmten „Vigelandpark“ mit seinen einzigartigen Skulpturen diente als adäquater Abschluss unseres Oslo Besuchs.

 

Am Samstag hieß es um 6 Uhr “Leinen los“. Zielhafen für den Tag war die Stadt Horten am Eingang des Oslo-Fjords. Ein letzter Blick auf die „Akershus“ Festung, ein kurzer Rundblick auf die imposante Hafenkulisse mit dem Rathaus als zentralem Ruhepunkt, ein schneller Zeitvergleich mit der Rathausuhr. Beim Auslaufen passieren wir noch einmal die Insel „Bygdoy“ mit ihren Villen und Herrenhäusern, während die ersten Fähren des Tages aus Deutschland und Dänemark sich ihren nassen Weg in den Hafen von Oslo pflügten.
Nun war es Zeit den Fahrplan für den zweiten Teil unserer Reise zu besprechen. Da sich über der Nordsee ein Sturmtief austobte, beschlossen wir, den ursprünglich geplanten Törn nach Esbjerg zu streichen. Stattdessen einigten wir uns auf eine Route durch die Ostsee Horten – Krukehavn/Tjöme - Larvik – Frederikshavn - Anholt – Ebeltoft – Kolby Kas/Samsö – Sonderborg – Flensburg. Am Sonntag verließen wir Horten gegen 9.30 Uhr. Sofort wurden Segel gesetzt und bei bestem Wetter rauschten wir der Inselwelt um Krukehavn entgegen. Leider schlief der Wind am Nachmittag ein, so daß wir unter Motorkraft in den kleinen verträumten Hafen einliefen. Durch die Ferngläser machte die Schiffsführung einen idealen Liegeplatz aus; wie für uns geschaffen  - ca. 38 m Pier-Freiplatz am Ende des verwinkelten Hafens (bei 35 m Schiffslänge). Nach einer „Ehrenrunde“ im Hafenbecken „schmiegten“ wir die BV2 ohne Probleme in die kleine Lücke. Die Begeisterung über dieses Manöver war an Bord und an Land gleichermaßen groß. Leider währte unsere Freude nur kurze Zeit, da der Liegeplatz von örtlichen Fischern zur Eisübernahme benötigt wurde. So mussten wir uns auf einen Ankerplatz vor dem Hafen zurückzuziehen. Auch diesmal konnte die Ankerwache einen schönen Sonnenaufgang genießen.
Um 6 Uhr hieß es „Anker auf“ und wir steuerten für ein kurzes „Zoll-Intemezzo“ nach Larvik. Nach Besichtigung des Ortes  setzten wir um 14 Uhr die Segel der BV2. Das Tiefdruckgebiet aus dem Skagerrak beglückte uns mit gutem Wind und erheblicher Dünung. Mit mehr als 8 Knoten  pflügten wir durch die Wellen des Kattegatts mit Kurs Frederikshavn. Im Laufe der Nacht brieste es so weit auf, dass einige mit Seekrankheit und alle mit umherfliegendem Geschirr und wandernden Backskisten zu kämpfen hatten. Unser Steuermann wurde durch eine Quersee mitsamt Matratze aus der Koje geworfen. Alle waren froh als die Leeküste das dänischen Festlands den Wellentanz beendete. Nach kurzem Segelaufklaren und der Verabschiedung eines Crewmitglieds in Fredrikshavn setzten wir unsere Reise zur Insel Anholt fort.
Dort um 21 Uhr angekommen, gingen alle nach kurzem Biergespräch ins Bett, hatte doch der Skipper angekündigt, daß die Nacht spätestens um 6.30 Uhr zu Ende sein würde. Der Mittwoch brachte uns bei Windstärke 4 bis 5 und 2,5 m hohen Wellen zügig nach Ebeltoft. Um 18 Uhr eingelaufen, gönnten wir uns ein lukullisches Mahl in einem „Krog“ dieses romantischen Städtchens.


Bis 11 Uhr hatten wir am Donnerstag Landgang. Zeit genug, sich mit der im Hafen liegenden Fregatte „Jylland“ zu beschäftigen und einen Einkaufsbummel zu machen. Beladen mit Frischfisch und diversen Angelutensilien traf die Mannschaft pünktlich wieder an Bord ein. Sofort „schraubten“ wir uns mir Besanunterstützung durch die sehr schmale Hafenausfahrt. Aufgrund der bis zum Sonnabend noch zurückzulegenden Strecke blieben für die verbleibenden Häfen Kolby Kas auf Samsö und Sonderborg (Freitag) nur kurze Hafenliegezeiten übrig.
Als wir dann am Sonnabend morgens um 8.12 Uhr die Klappbrücke in Sonderborg passiert hatten, genossen wir zum letzten Mal das sonnige Wetter, das Wasser und „unsere“ Vegesack. Alle waren sich auf dieser letzten kurzen Etappe nach Flensburg einig, daß wir zwei außergewöhnliche Wochen auf einem außergewöhnlichem Schiff verlebt hatten. 670 zurückgelegte Seemeilen hatten unvergessliche Eindrücke bei uns hinterlassen. Bis Mittag hatten wir „Klar Schiff“ und übergaben um 13 Uhr „unseren“ Segellogger an eine neue Crew.