MTV Nautilus - kurz und bündig
Segellogger Vegesack BV2 - Tagesmeldungen
 
Informationen über Standort und Reiseverlauf des aktuellen Törns der Vegesack BV2
 


 

 

 

+++ 08.07.2011 +++ 12:00 +++ Stralsund (D) +++ Törn 2011/31 +++

Position:                Stralsund (D)
Teilstrecke :          72 sm
Kurs:                       östlich
Wind:                       3 Beaufort, SE 
Luftdruck:              1018 hpa
Welle                        0 m
Bedeckung             o (overcast) p (passing showers) c (cloudy) b (Blue)
Temperatur            20 - 28°C
Wassertemp.         18°C
Segel-Std                7 h
Masch-Std              8 h
Kurzkommentar    (Skipper) ein ganz großes Dankeschön an das Tagesmeldungen-Team um Stöti und Guido ...
     ☺☺☺
Tagesbericht (Crew)   

Der gestrige Abend in Kühlungsborn war richtig klasse. An Deck wurden Prozente verstoffwechselt und an der Hafenpromenade heizten zwei DJ´s den Gästen vor dem Restaurant Vielmeer so richtig ein. Weil es erst so spät in die Federn ging und die Holländer erst nach neun Uhr los machten, kamen wir selber erst eine halbe Stunde später – aber immerhin mit einem ordentlichen Frühstück im Bauch – wieder in den Genuss der Freiheit auf der Ostsee. Dass es dabei regnete, störte beim Segelsetzen nicht so sehr – wir schafften 260m² schon in etwa einer halben Stunde in den Wind zu hängen. Da geht noch mehr!

Zwischendurch wurden die erforderlichen Vorbereitungen getroffen, um unserem Freund in den Tiefen des Ozeans wieder was Gutes zu tun:

Neptun, Herrscher über alle Meere und Wasser, Sohn des Kronos und der Reha, Bruder der Xerxis, sei uns gnädig und höre uns dieses sagen:
Zwölf Recken auf der BV2
Essen morgens nicht nur Wurst und Ei
Sondern Brötchen, Butter und auch Konfitüre
Und vieles mehr, was zu weit jetzt führe
Der Bernie spät sein Müsli knabbert
Manch anderer den Kaffee schlabbert
Und mittlerweile hat´s die ganze Stadt gerafft
Tom hat den Spagat nicht ganz geschafft
Und so gleiten wir von Kühlungsborn
In seichter Fahrt wieder nach vorn
Möge uns auf den weiteren Meilen
Wie bisher Gutes nur ereilen!
Dafür opfern wir Dir als Zeichen Deiner Würde und unserer Dankbarkeit das Kostbarste was wir besitzen.

Der Portwein landete im Meer, direkt in den Rachen Neptuns und mit einem kurzen Glucks nahm er das Opfer an.

Der Küstenlinie folgten wir vorbei an Heiligendamm, Nienhagen und Rostock-Warnemünde in nordöstlicher Richtung. Damit wir nicht mitten durch eine Regatta vor Warnemünde fetzen, hielten wir uns etwas weiter nördlich, obwohl wir den Sportlern gerne gezeigt hätten, wie flott wir die Wende an der Tonne hin kriegen.


                     Neptuns Opfer bei Regen                                                        kurze Zeit später: Sonne satt

Das Mittagessen nahmen wir unter Deck ein. Neben Resten von gestern stritten wir uns unter anderem auch um die leckeren Erdbeeren, die Tom gestern geschossen hatte. Dabei reifte der Entschluss, auch die letzten Quadratmeter Segeltuch zu präsentieren und die Fahrt Richtung Stralsund fortzusetzen. Wir lieben Herausforderungen.

Zwischenzeitlich klarte der Himmel auf und schließlich waren nur noch Wolkenfetzen zu erahnen. Ein phantastisches Segelwetter bei leichtem Wind. Leider zu wenig um die komplette Strecke ohne Motorkraft zurückzulegen. Am späten Nachmittag holte uns eine Regenfront von achtern ein und zog ganz über uns hinweg, so dass wir in die Stralsunder Bucht trockenen Fusses eindrehen konnten.


                        Die Regenfront holt auf                                              Guido gibt alles                                       Peter als Fotomodell

Die nächtliche Zufahrt in die schmale Fahrrinne war so etwas, wie einen Elefanten durch ein Nadelöhr schubsen, und das noch bei Dunkelheit. Da einige Tonnen nicht beleuchtet waren und die Beleuchteten auch noch andauernd aus und wieder an gingen, war die Orientierung nicht ganz so einfach. Aber Radar, Ausguck und Steuermannsgehilfen unterstützten den Rudergänger bis in die Hafeneinfahrt. Stralsund erreichten wir nach insgesamt 15 Stunden Fahrt um ziemlich genau 1:00 Uhr morgens.

Puh, geschafft. Jetzt noch ein Gute-Nachtbierchen, einen Gute-Nacht-Absacker in der nahen Kneipe und dann die müden Ohren aufs Kissen betten.

Schon früh am Morgen– aber weniger früh als an allen anderen Tagen – ging es wieder an die Arbeit. Deck aufräumen, Frühstück machen, Schiff putzen und die Abfälle entsorgen. Klar Schiff machen für die Übergabe an die nächste Crew.

Eine Woche Urlaub verging wie der Vogel fliegt. Wir hatten alles was das Herz mehr oder weniger begehrt. Tolles Segelwetter, Wind, Wellen, Regen, Sonne, sehr, sehr gutes Essen eine Nachtfahrt und hervorragende Kameradschaft zwischen den Deckshänden und der Stammmannschaft. An dieser Stelle vielen Dank an alle, die zum Gelingen dieser erholsamen Urlaubswoche beigetragen haben.

Der Nachfolgemannschaft wünschen wir stets gute Fahrt und immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel!

 
Die Crew, von links nach rechts:
Tham (Skipper), Peter, Claus, Hartmut, Guido, Tom, Stöti, Stephan, Bernie, Wolli, Jürgen, Rainer

 

+++ 07.07.2011 +++ 22:00 +++ Kühlungsborn (D) +++ Törn 2011/31 +++

Position:                Kühlungsborn (D)
Teilstrecke :          27 sm
Kurs:                       östlich
Wind:                       0 - 1 Beaufort 
Luftdruck:              1015 hpa
Welle                        0 m
Bedeckung             B (Blue)
Temperatur            20 - 28°C
Wassertemp.         18°C
Segel-Std                4, 5 sm
Masch-Std              4, 22 sm
Kurzkommentar    (Skipper) Schausegeln vor Kühlungsborn, wenn wir 1 Euro für jedes von uns gemachtem Foto bekämen ....
     ☺☺☺
Tagesbericht (Crew)   

Am frühen Morgen sind wir planmäßig nach dem ausgiebigen Frühstück aus Wismar ausgelaufen und den langen Weg durch die Wismarer Bucht in Richtung Osten gefahren. Pünktlich um 6 Glasen (11:00 Uhr) gab es wieder das obligatorische Frühstück für Neptun. Im Rahmen dieser Zeremonie wird ein Opferspruch aufgesagt wie z.B. dieser:

Neptun, Herrscher über alle Meere und Wasser, Sohn des Kronos und der Reha, Bruder der Xerxis, sei uns gnädig und höre uns dieses sagen: 
Als Gott den Seemann einst erschuf 
Erfand er dazu auch den Beruf 
Kapitän und Steuermann 
Weil der Seemann ja nicht alles kann. 
Der Kapitän sagt: es geht dort weiter 
Das macht den Steuermann ganz heiter 
Er weiß ja nun nach etwas Zeit 
Ist das Ziel nicht mehr so weit 
Bloß jetzt ist die Not ganz groß 
Der Steuermann ist arbeitslos 
Da kann der Käptn sagen was er will 
Der Seemann hält die Füße still 
Denn das Ruder ist ganz ohne Kraft 
Weil ohne Wind man keinen Vortrieb schafft 
Drum Neptun, kannst ja mal bedenken 
Ein wenig Wind uns gleich zu schenken! 
Dafür opfern wir Dir als Zeichen Deiner Würde und unserer Dankbarkeit das Kostbarste was wir besitzen.

Und wieder geht der gute Portwein in die See. Glücklicherweise kommt kein einziger Tropfen davon wieder hoch. Neptun ist also guter Stimmung und nimmt das Opfer an.


    Luken auf: der Tag beginnt                                         Ablegemanöver                                        Gemeinsames Segel setzen

Wir setzten die Reise unbeirrt zunächst Richtung Norden fort und haben dann schwuppsdiwupps alle Segel hochgezogen, um anschließend festzustellen, dass der Wind überhaupt keine Vorwärtsfahrt zuließ. Also: Planänderung - betreutes Baden im Meer wäre genau das Richtige. Dazu ließen wir das Schlauchboot zu Wasser. Hartmut, Claus und Stephan nutzen die Gelegenheit, um das Schiff herum ein paar Runden zu drehen. Als sie die ansehnliche Bugwelle kreuzten, weil sie und die Vegesack eine kleine Wettfahrt veranstalteten, schwappte Wasser ins Schlauchboot. Es war so viel, dass Claus unter dem Beifall der restlichen Mannschaft eine ganze Weile brauchte, das Boot eimerchenweise zu entleeren.

Als Ausgleich für die nassen Hosen war jetzt Baden angesagt. Wie die Delfine umspielten sie den Bug der dahintreibenden Vegesack.


     Das Schlauchboot ist ausgesetzt                     Die Erfrischung zur Erfrischung                                 Das sind Delfine!

Nach der Erfrischung sollte es weitergehen. Jedoch war immer noch kein Wind in den Segeln, der für eine signifikante Reisegeschwindigkeit hätte sorgen können. Mit Motorunterstützung ging es daher gemächlich vorbei an den Stränden Mecklenburg Vorpommerns gen Kühlungsborn. Unterwegs beobachteten wir die Badegäste und die wiederum fotografierten unser Schiff begeistert vom Strand.

Jetskifahrer kreuzten ebenfalls unseren Weg. Die kleinen Dinger tanzten auf den Wellen und kamen sehr schnell näher. Sie machten sich einen Spaß daraus, mal vor und mal neben uns hin und her zu flitzen und haben es sogar fertig gebracht, Peter eine ordentliche Dusche zu verpassen. Bevor sie wieder weit voraus davon rasen konnten, hat unser Skipper sie dafür ernsthaft ermahnt.

Wir kamen schließlich an der Hafeneinfahrt an unserem Ziel an, holten schwuppsdiwupps die Segel wieder runter und legten gekonnt an der Mole an. Zahlreiche Badegäste bestaunten das Schiff und die verwegene Mannschaft (Kind zu Papi: Sind das Piraten?), die ausgezeichneter Stimmung auch gleich den schönen Sandstrand von Kühlungsborn ausprobierte. Offensichtlich ist heute ein Tag für ordentliche Segelschiffe, als wir vom Strand zurück kehrten, legte eines nach dem anderen im Päckchen an unserer BV2 an.


            Darfs ein kleiner Kaffeesnack sein?                                                                    Strandzeit

Einen weiteren Höhepunkt des Tages gab es als Abendessen. Stephan und Claus bereiteten eine kulinarisch unübertroffene Suppe, die wir schnell und vor allen Dingen vollständig verputzten.

Was für ein Segeltag. Und wieder hatten wir alles was das Herz begehrt. Segeln, Sommer, Sonne, Erfrischung im Meer und zum Schluss eine zufriedene und gesättigte Mannschaft.

+++ 06.07.2011 +++ 20:00 +++ Wismar (D) +++ Törn 2011/31 +++

Position:                Wismar (D)
Teilstrecke :          49 sm
Kurs:                       südlich
Wind:                      4   Beaufort 
Luftdruck:              1010 hpa
Welle                       1  m
Bedeckung             B (Blue)
Temperatur            20 - 28°C
Wassertemp.         17°C
Segel-Std                7 h, 41 sm
Masch-Std              2 h, 8 sm
Kurzkommentar    (Skipper) ein geiler Segeltag
     ☺☺☺
Tagesbericht (Crew)   

Bereits um 7:00 trieb es uns auf die offene See hinaus. Wir wollten neuen Abenteuern trotzen und das gute Wetter genießen. Nachdem wir einige Seemeilen mit Motorkraft zurück gelegt hatten, setzen wir im Schweiße unseres Angesichtes alle verfügbaren Segel. Es war das erste Mal für die BV2 in diesem Jahr, dass das gesamte Segeltuch in den Wind gestellt wurde. Unter vollen Segeln passierten wir am Vormittag in zügiger Fahrt die Ostspitze von Fehmarn.

 
                      Bernhard legt den Kurs vor...                                                                ...und wir führen in fort

Wie der Vogel fliegt segelten wir geradlinig gen Süden. Unterwegs begegnete uns, allerdings in weiter Ferne, das Unterseeboot U33. Der Kapitän traute sich wahrscheinlich nicht näher an unser historisches Schiff heran und machte mit 1 Knoten sehr langsame Fahrt.


  Peter poliert die Zapfanlage                         Drei beim wohlverdienten Mittagssnack

Peter brachte unterdessen die Schiffglocke und die Zapfanlage wieder auf Hochglanz. Als besondere Auszeichnung durfte er die Bugflagge bei der Einfahrt in die Wismarer Bucht präsentieren.


           Entspannung pur...                           Alle Segel sind gesetzt (ganz oben das Großtop)   Da lacht die Koralle!

In Wismar angelegt, mussten wir den örtlichen EDEKA-Markt entern, um die Abendverpflegung zu erbeuten (gegen Bares natürlich). Den phantastischen Tomatenpeperonigurkenzwiebelknoblauchschafskäseolivenchampignonthunfischsalat haben wir an Deck bei einem lauen Lüftchen zu uns genommen, bis ein Gewitter uns unter Deck vertrieb.


Die polierte Glocke strahlt gleich mit um die Wette  -  genau wie Peter der stolze Flaggenträger  -  die Nicolai-Kirche in Wismar

Dies war ein Segeltag mit wirklich idealen Bedingungen, so richtig nach dem Geschmack der gesamten Besatzung!

 

+++ 05.07.2011 +++ 21:00 +++ Rødbyhavn (DK) +++ Törn 2011/31 +++

Position:                Rødbyhavn (DK)
Teilstrecke :          28 sm, davon 7 sm gesegelt
Kurs:                       nordwestlich
Wind:                      1-2 Beaufort 
Luftdruck:              1005 hpa
Welle                       0,5 m
Bedeckung             B (Blue)
Temperatur            18-23°C
Wassertemp.         17°C
Segel-Std                6 h
Masch-Std              4 h
Kurzkommentar    (Skipper) trotz des wenigen Windes ein schöner Segeltag
     ☺☺☺
Tagesbericht (Crew)   

Trotz des ersten Frühaufstehers, der sich bereits um 5:00 Uhr früh einen Kaffee gekocht hatte, konnten wir erst um 8:30 Heiligenhafen verlassen. Wir mussten so lange abwarten, bis das Büro des Hafenmeisters geöffnet hatte, um uns freizukaufen...


                        Ostseetaufe                                             Ein guter Überblick                                      Jeder hat so seinen Lieblingsplatz

Anschließend sind wir in Richtung Fehmarn auf und in den Nebel eingebrochen. Wir setzen das Großsegel, die Fock und den Klüver. Den Besan haben wir anschließend vom Morgentau befreit, in dem wir ihn in den nicht vorhandenen Wind hingen. Wind und freie Sicht waren also das, was der Mannschaft zum perfekten Glück noch fehlte.

Am frühen Vormittag versammelten sich wenige Mutige zur Ostseetaufe. Dazu warfen sie sich in ein herrschaftliches Gewandt. Die Füße ruhten in einer Schale kühlen Ostseewassers. In den Händen hielten sie die saftigen Früchte aus dem Garten Eden. Alle Freiwilligen erhielten über diese Taufe eine beglaubigte Urkunde.

 
                                        Ein kühles Bier auf See sorgt für gute Stimmung - außer beim Rudergänger...

Der Kapitän klöppelte unterdessen fleißig ein traditionelles Ruhekissen für den Außenborder des Beibootes, das dem Anspruch der BV2 gerade gerecht wird.

Das wollte selbst Petrus sehen, ließ den Himmel aufklaren und vor Freude die Temperaturen steigen. Trotzdem musste das eiserne Segel noch für kurze Zeit für den nötigen Vortrieb sorgen, bis der Wind, der in die Segel blähte, das Schiffchen dann nach vorn bewegte. Diese Witterungsbedingungen begleiteten uns bis an die Pforte von Rødbyhavn in Dänemark. Bevor wir in den Hafen einliefen, gewährten wir zwei Fähren die Vorfahrt, denn nach gutem alten Seemannsbrauch gibt der Klügere nach.

Nach der guten Erbsensuppe von Peter und Jürgen ließen wir den Tag an Deck in der Abenddämmerung ausklingen.


                                                 Ich habs kommen sehen...

 

 

+++ 04.07.2011 +++ 22:00 +++ Heiligenhafen +++ Törn 2011/31 +++

Position:                Heiligenhafen (Stadthafen)
Teilstrecke :          39sm, davon 36sm gesegelt
Kurs:                      südwestlich
Wind:                      4-5 Beaufort 
Luftdruck:              1004 hpa
Welle                       1 m
Bedeckung             O (Overcast
Temperatur            16-18°C
Wassertemp.         15°C
Segel-Std                7 h
Masch-Std              1 h
Kurzkommentar    (Skipper) Nach Heiligenhafen gesurft.
     ☺☺☺
Tagesbericht (Crew)   

 

Eigentlich lässt sich dieser Tag mit ganz wenigen Worten vortrefflich beschreiben: Es war fast ideal. Am Vorabend hatten wir mit der im Päckchen liegenden "Gratia" ausgemacht, dass wir um 7:30 Uhr ablegen wollten. Da bis kurz vor dem Ablegetermin auf dem Nachbarschiff keinerlei Leben sichtbar war, begannen wir uns schon Sorgen zu machen. Aber dann sprang die Seemannschaft pünktlich an Deck und entließ uns mit wenigen Handgriffen, damit wir anschließend der offenen See entgegen fahren konnten.

Jürgen bewacht Schneewittchen                                     und:                       verflixt: Wie ging das noch?

Draußen hissten wir bald die Segel und fuhren einen südlichen Kurs Richtung Fehmarn. Nachdem wir gestern nicht nach Heiligenhafen durften, sollten wir das also heute nachholen. Volker erklärte das mit entsprechenden Winden und Vorhersagen. Aha, das hatten wir doch schon mal. Das soll ein Mensch verstehen.
Um 6 Glasen versuchten wir gleich mehrfach die Schiffsglocke in der seemännisch richtigen Art und Weise bimmeln zu lassen, was auch schlussendlich gelang. Neptun konnte endlich das obligatorische Opfer bekommen:

Neptun, Herrscher über alle Meere und Wasser, Sohn des Kronos und der Reha, Bruder der Xerxis, sei uns gnädig und höre uns dieses sagen:

Während wir nach Süden gleiten
Lassen wir uns von Dir gerne leiten
Denn Heiligenhafen ist unser neues Ziel
Deshalb erwarten wir nicht viel.
Bitte gib uns nur genügend Wind
Damit die Segel bauchig sind
Und die Sonne, so wollen wir meinen
Soll reichlich für uns scheinen
Und wenn Du ein ganz Lieber bist
Lässt Du den Regen wo er ist.
Und weil wir nicht nur nehmen, auch geben wollen
Schöpfen wir für Dich hier aus dem Vollen
Und opfern Dir als Zeichen Deiner Würde und unserer Dankbarkeit das Kostbarste was wir besitzen.
(Stöti)

Damit schickt der Redner den Inhalt seines Glases (feinster Portwein) in die See. Weil nichts davon wieder zurück kommt, gilt das Opfer als angenommen. Der Skipper wünscht noch eine gute Reise und erhebt sein Glas für ein gemeinsames "Prost".

Der Verlauf der Reise wurde jetzt nur noch durch den Frachter "Carat", der mit flotten 24 Knoten hinter uns vorbei rauschte und einem kleinen Segelmanöver gewürzt, bei dem wir das Großsegel von Backboard nach Steuerboard umsetzten, weil wir eine Halse fuhren. Bei einer Halse - so erklärte man uns - kommt der Wind nämlich die ganze Zeit von hinten. Das bedarf besonderer Vorsichtsmaßnahmen, damit der Großbaum nicht mit Wucht umschlägt.

In der Zwischenzeit beschäftigten wir uns wieder mit Männerklöppeln. Dazu wurden Taue (Kordulas) abgeschnitten und jeweils ein Ende so getakelt und gespleisst, dass eine Schlaufe entsteht - mit unterschiedlichem Erfolg. So mancher hatte am Ende der anspruchsvollen Tätigkeit das Bedürfnis die Dinger über Board zu werfen. Jedenfalls lassen sich diese "Zeiser" vielfältig für Befestigungsaufgaben einsetzen.
 
Betreutes Männerklöppeln. Wenn das unsere Frauen sehen...

Am Nachmittag kamen wir nach dem Einholen der Segel in Heiligenhafen an und warteten erst mal auf die Nachricht, ob wir an dieser Stelle überhaupt anlegen durften. Derweil verlegte Hartmut gute 200 Ellen Drehstromkabel, damit wir Strom an Board bekamen und ein Teil der Mannschaft besorgte ein Dutzend Backfischbrötchen. Richtig lecker! Unseren herzlichen Dank an den "Küstenlümmel", der uns die Brötchen zubereitete, uns in der Wartezeit unterhielt und außerdem noch einen Rabatt gönnte. Übrigens: Seelachs gibt es eigentlich gar nicht. Der Fisch wird im Nordpolarmeer gefangen, heißt Köhler und lässt sich aus verständlichen Gründen unter diesem Namen leider nicht besonders gut verkaufen. Und da Fisch schwimmen muss, haben wir uns gleich danach nicht nur ein Bierchen gegönnt.

Der Abend begann mit der Verabschiedung von Volker, der leider wieder nach Hause musste. Herzlichen Dank für Deine Geduld, noch den nächsten und übernächsten Spruch aushalten zu können, und die interessanten Gespräche. Wir haben das sehr genossen. 

Mit großem Vergnügen haben wir auch den neuen Skipper Tham in unserer Mitte begrüßt und freuen uns schon sehr auf die Fortsetzung des Törns mit ihm.


Besser geht´s doch schon gar nicht mehr.                    und:       Törn 31: Die gesamte Mannschaft der Vegesack

stehend vl n. r.: Bernhard, Volker (Skipper), Claus, Jürgen, Wolli, Tom, Hartmut, Peter, Rainer, Tham (Skipper)
und vordere Reihe sitzend vl. n. r: Stöti, Stephan, Guido

Spruch des Tages:
Man kann Heiligenhafen schon in der Ferne sehen. Hartmut fragt den Skipper: Warum hast Du denn nicht noch den Klüver hochziehen lassen?
Skipper: Es waren nur noch 3 Seemeilen, lohnte sich ja gar nicht.
Stöti: oh, wie schade.
Skipper: Na dann Stöti: Klüver losmachen und hoch holen.
Stöti: Jetzt sind das ja nur noch 2 Seemeilen - lohnt sich ja gar nicht mehr.

 

+++ 03.07.2011 +++ 18:00 +++ Marstal +++ Törn 2011/31 +++

Position:                Marstal
Teilstrecke :          38 sm
Kurs:                      NO
Wind:                      4-5 Beaufort (in Böen 6) 
Luftdruck:              1008 hpa
Welle                       1-1,5 m
Bedeckung             O-R; O-B (Overcast-Rainy; Overcast Blue)
Temperatur            13-20°C
Wassertemp.         15°C
Segel-Std                7 h
Masch-Std              2 h
Kurzkommentar    (Skipper) Sie haben nichts verlernt - aber auch nichts dazu gelernt...
     ☺☺☺
Tagesbericht (Crew)   

 

Wir fangen am besten mal ganz vorne an:

02.07.2011, Kiel

Nicht ganz zwei Jahre ist es her, dass wir auf der Vegesack unseren letzten "Dienst" versahen. Aber jetzt ist es wieder so weit. Noch vor der Anreise begann der Spaß beim Einkaufen. 4 laute und rumlamentierende Kerle und 3 prall gefüllte Einkaufswagen bei Aldi und anschließend noch ein weiterer bei real werden rege bewundert und von den Kassiererinnen wohlwollend zur Kenntnis genommen. Wobei so manch andere Kundin sich offensichtlich hinsichtlich der Wahl unseres Proviants eher wunderte - insbesondere im Vergleich zu den im eigenen Wagen befindlichen Bioprodukten. Aber für so was hatten wir kein Auge. Da wurde nicht lange gefackelt, sondern entschlussfreudig eingepackt.
Am Abreisetag von zu Hause schließlich, stärkt sich die eine Truppe mit einem opulenten gemeinsamen Frühstück, während die andere wegen vergessener Utensilien noch ein wenig hin und her fährt und trotzdem noch die Gruppenfahne (der Ritter...) zu Hause liegen lässt. Für manche Dinge braucht es halt einen klaren Kopf...

Nachdem wir uns in einem der Anlegestelle nahen Kaffee am Tiessenkai in Kiel erstmalig mit einer angemessenen Portion Bier gestärkt hatten, übernahmen wir am Nachmittag das Schiff. Der Proviant war schnell mit viel Getöse eingeräumt (Chaoskette) und die Klamotten zuverlässig in den Spinden verstaut. Es passte tatsächlich alles hinein...

Im Anschluss an die Sicherheitseinweisung durch den Skipper und Bernhard (Rainers Steuermannsassistent) und einer Grundschulung am Piek-Fall und Klüver rückten wir zum Abendessen in die Bergklause ein. Eins muss man sagen: die zauberhafte Lisa hat uns ausgezeichnet bedient und ihr Chef Herr Liedtke Schnitzel und Steaks in unglaublichen Formaten sowie den sogenannten Scheiterhaufen zubereitet. Respekt, das war super!


Der fabelhafte Scheiterhaufen. Bei dem Anblick brechen Männerherzen...

Nach der Rückkehr aufs Schiff verschwanden die Ersten schnell in den Kojen und die ganz harten Kerle verbrachten noch einige Zeit lachend mit Bier auf dem Achterdeck. Die Nacht war für die meisten recht erholsam. Was jedoch in genau zwei Fällen eine nächtliche Gegenperestaltik des Gastrotraktes verursachte, wissen jetzt nur die Fische...


Die Vegesack in guter Gesellschaft am Tiessenkai

Spruch des Tages:
Ganz kurz nach der Ankunft am Schiff teilt Tom schon die Aufgaben ein. Jürgen soll zur Übergabe die Sauberkeit und Ordnung im Schiff kontrollieren. Volker mischt sich ein und zeigt auf Peter: Du besorgst morgen früh Kleinholz und heizt schon mal den Ofen an. Stöti warnt Volker: Du machst gerade einen riesig großen Fehler - denn spätestens morgen früh hast Du keinen Klüverbaum mehr...

Spruch des Tages II:
Jürgen schaut sich völlig verunsichert das Schiff an: Das ist aber komisch: Eine rote Laterne - wie auf der linken Seite des Schiffes - kenne ich sonst nur in anderem Zusammenhang. Worauf hab ich mich da nur eingelassen?

03.07.2011 Von Kiel nach Marstal

Ein Blick in die Gesichter, der beim gemeinsamen Frühstück sitzenden Deckshände, offenbarte die offensichtlich noch laufende Verstoffwechselung der Gerichte aus der Bergklause. Na, das kann ja bei Seegang, Regen und Wind - wie für heute angekündigt - heiter werden. Aber da gibt es keine Ausrede, es wird auf jeden Fall ausgelaufen.

Zunächst hatte man sich noch Heiligenhafen vorgestellt, aber in Erwartung abflauender Winde entschied sich Volker Marstal anzulaufen und von dort aus mehr Ziele in erreichbarer Entfernung zu haben.

Schon kurz nach dem Auslaufen zerrten wir im leichten Regen und totaler Bedeckung die Segel nach oben. Auf das Großsegel folgte die Fock und schließlich Klüver. Das war immerhin so eindrucksvoll, dass der Holzfrachter "Alberta" uns vorsichtshalber mit einem Schlenker auswich. Obwohl der eine oder andere zwischendurch ein wenig grün aussah, blieb doch jedes Frühstück trotz starkem Wind und für uns hohen Wellen (was unterschied sie noch von Tsunamis?) drin. Vielleicht lag es aber auch an der Betäubung durch reichlich Portwein um 6 Glasen (11:00 Uhr), als wir Neptun das obligatorische Opfer dargebrachten.

Das geht schon gut los...

Was den fliegenden Holländer mit einem Knoten mehr Fahrt ermöglichte uns auf Backboard zu überholen und dann auf Steuerboard nach Bagenkop weiter zu fahren während wir uns beim Faulenzen abrackerten blieb zunächst unerklärlich. Eindrucksvoll war auch der riesige Frachter "United Carrier" hinter dem wir am späten Morgen vorbeifuhren.

Der war schneller aber nur ein bisschen größer. Die "United Carrier".

Als der Kurs einmal eingestellt war, lief die Vegesack in den Händen verschiedener Rudergänger wie auf Schienen einen nördlichen Kurs um am frühen Nachmittag bei Sonnenschein in Marstal mit zwischenzeitlich wieder eingeholtem Zeug einzulaufen. Jetzt kam die Stunde von Volker. Im engen Hafenbecken drehte er mit der BV2 eine mehr oder weniger gekonnte Pirouette und das Schiff lag sicher an der Pier. Ha - hat doch alles geklappt.

Als Belohnung für die Mühsal der Truppe zauberten unsere beiden Neuerscheinungen Novize Jürgen und Novize Peter das so genannte Marstaler Nudelgericht. Damit ging der erste Segeltag erfolgreich zu Ende. Wir sind gespannt auf die weiteren...


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