MTV Nautilus - kurz und bündig
Segellogger Vegesack
BV2 -
Tagesmeldungen
Informationen über Standort und Reiseverlauf des
aktuellen Törns der Vegesack
BV2
|
+++
Sonntag 30.06.2013 +++
Kiel +++ Törn 2013/49 +++
Anreise
in bewährter Weise über Bremen nach Kiel Tiesenkai. Die BV2 erwartet uns
bereits und verschluckt unsere Backschaftsvorräte. Zur Begrüßung wird, um uns
zu ehren, ein Feuerwerk abends um 22:00 Uhr angekündigt. Zu diesem Zweck
verholen wir Richtung Westen und liegen im Päckchen in der ersten Reihe. Nach
dem Besuch der Hafenkneipe und Inbetriebnahme der bordeigenen Zapfanlage durch
unseren Hydrauliker Thomas geht es ganz schnell: Feuerkugel auf Lichterschweif
werden farbenprächtig an den Himmel gezaubert, scheinbar ohne Ende -- wir
fühlen uns angemessen von Kiel umarmt.
Beim
erneuten Testen der
Hydraulik unserer Zapfanlage lernen wir uns kennen: Skipper Heiner, Bootsmann
Hartmut, Maschinist Karl-Heinz und die Crew Heiner, Gerd, Eberhard,
Thomas, Helmut, Reinhard, Stephan, DieterL, DieterF, KarlHeinrich.
Nachtrag:
Die Brötchenbackschaft wird von des Hydraulikers Tochter in den Morgenstunden
des Montags übernommen.
+++
Montag 01.07.2013 +++ 10:00 +++ KIEL---->
Faaborg +++ Törn 2013/49 +++
Position:
Westliche
Ostsee
Teilstrecke :
49 sm
Kurs: N
Wind: SW
4
Luftdruck: 1013
hpa
Welle 0,3
m
Bedeckung 8/8
Temperatur
15°C
Wassertemp.
15°C
Segel-Std
8h
Masch-Std
1
h
Kurzkommentar Segeln
ist die teuerste aber entspannendste Art, den Schulstress abzuschütteln.
Der Kielerförde entronnen, segelt
die BV2 nach Norden. Die Seebären der BBS-Stadthagen finden zueinander. Statt
über Schule zu reden, zieht die Mannschaft an den Enden und Tampen. Großbaum-
, Besangaffelpiek schuppern am Mast in die Höhe. Ein schöner Segelwind bläht
das Tuch. Fock, Klüver und Topsegel werden gelüftet und beschleunigen die
Fahrt. Die mediterane Zwischenmahlzeit, bestehend aus 8 Dosen Tomatensuppe,
3-Sterne-verfeinert durch mehrer Büchsen Tomatenstücke und Sahne im
Blockformat, ruft Beifallstürme der Mannschaft hervor. Die Insel Aeroe
gleitet langsam im Osten vorbei und der Leuchtturm an der Nordspitze lenkt uns
zum Fahrwasser nach Faaborg. Die enge Rinne wird unter Vollbesegelung von
Tonne zu Tonne und erheblicher Peilung durchs Bierglas gemeistert. Der Hafen
wird daher mit stolzgeschwellter Seglerbrust angesteuert, aber links
liegen gelassen, weil die Juxsegler mit ihren Plastikwannen den kompletten
Hafen füllen. Die Verpflegungslogistik erweist sich nun das erste Mal als
ausgeklügeltes Meisterwerk der Vorausplanung, denn in weniger als einer
Stunde sitzen die erschöpften Segler vor dampfenden Schnitzeln nach Wiener
Art, Salzkartoffeln und in Butter geschwenktem Erbsen-Mohren-Gemüse. Joghurt
in formvollendeten Bechern der
Postmoderne runden das Mahl ab.
P.S.: Gleich zu Beginn des Törns
noch in den Morgenstunden in Kiel ergötzen uns die Durchsagen des
Schleusenwartes per Seefunk: " Jawoll: Die Sportbootfahrer ganz nach vorn
durchfahren, da wo die Gummimatten hängen, dort seid ihr richtig und es
passiert euch nichts. Ihr liegt jetzt nämlich genau mittig".
Antwort auf dem gleichen Kanal: "Falschen Beruf gewählt".
++
Dienstag 02.07.2013 +++ 7:45 +++ Faaborg
----> Middelfart
+++ Törn 2013/49 +++
Position:
Kleiner
Belt
Teilstrecke :
49 sm
Kurs: N
Wind: WSW
3
Luftdruck: 1014
hpa
Welle 0,4
m
Bedeckung 4/8
Temperatur
17°C
Wassertemp.
15°C
Segel-Std
6,5h
Masch-Std
2
h
Kurzkommentar Beschaulicher
Kleiner Belt.
Sehr
aufwändige Fahrmanöver im Hafen von Faaborg führen uns zu Ole´s Olie. Der
Diesel ist hier der billigste auf der nördlichen Halbkugel. Dennoch ist
Ole`s Steg reichlich verwittert und die Holzdalben mit Beton ausgegossen. Ole
kam mit Verspätung, quält sich mit seinem Motorboot unter unserer Vorleine
hindurch und eröffnet den Zapfhahn und seinen Hafenstore.
Danach
erwartet uns ruhiges, entspannendes Segeln durch den idyllischen Kleinen Belt
Richtung Norden. Eine Steuerborddrehung um 90 Grad stellt uns vor ein
unerwartetes Problem: Die Eisenbahnbrücke bei Middelfart! Ist sie zu niedrig
oder der Großmast zu hoch? Bedrohlich kommt sie näher. Die Crew stürzt sich
zum Vordeck, um dem niederbrechenden Masttop zu entgehen. Die Erleichterung
nach erfolgter Passage führt zu einer intensiven Zapfhahnbenutzung.
++
Mittwoch 03.07.2013 +++ 9:15 +++ Middelfart
----> Samsö
"Kolby Kaes" +++ Törn 2013/49 +++
Position:
Gewässer
nördlich Fünen
Teilstrecke :
35 sm
Kurs: ENE
Wind: E
1-2 später bis 5
Luftdruck: 1008
hpa
Welle 0,4
m bis 1m
Bedeckung 8/8
Temperatur
17°C
Wassertemp.
15°C
Segel-Std
6,5h
Masch-Std
4
h ( um Höhe am Wind zu laufen)
Kurzkommentar Insel
gefunden
Auslaufen
bei diesigem Wetter und ungemütlichen Temperaturen. Kaum Mittelfart hinter
uns gelassen, begegnet uns eine strömungstechnische Offenbarung von
Seegefährt, das eine furchterregende Welle erzeugt. Karl-Heinz, weil
kurzzeitig abgelenkt, holt die Morgendusche sehr zur Erheiterung seiner
Mitsegler mit Salzwasser nach, so dass Haupt- und Barthaar noch minutenlang
nachtropfen. Unterwegs klart das Wetter auf und wir erreichen bei leichter
Bewölkung, Sonnenschein und auffrischendem Wind
Samsö.
So negativ sich der frühe Tagesbeginn für Karl-Heinz gestaltet, wendet sich
das Blatt bei der Orderung der Brötchenration
im
hafennahen Kroe, denn zwei wunderschöne, große und blaue Augen leuchten ihm
und seinem Begleiter Eberhard entgegen.
Dieses
an Bord kundgetan, führt sofort zu einer Pilgerwanderung in Richtung des
besagten Gemäuers.
Die
aufgekratzte Stimmung gipfelt an Bord augenblicklich in lauter Musik und
ebensolchem Singsang.
++
Donnerstag 04.07.2013 +++ 9:30 +++ Samso
"Kolby Kaes" ---> Ebeltoft +++ Törn 2013/49 +++
Position:
Gewässer
nördlich Fynen
Teilstrecke :
30 sm
Kurs: N,
NNE
Wind: SW
3
Luftdruck: 1010
hpa
Welle 0,4
m
Bedeckung 7/8
Temperatur
17°C
Wassertemp.
15°C
Segel-Std
5,5h
Masch-Std
1
h
Kurzkommentar Wrack
entdeckt und alte Fregatte gefunden
Das
morgendliche Palaver bezüglich des Tageszieles bringt als Ergebnis Ebeltoft
hervor, der alten Fregatte wegen. Der kurze, unspektakuläre Törn endet mit
einer Nervenzerreißprobe für Rudergänger Eberhard, dem die Hafeneinfahrt
für die BV2 deutlich zu eng erscheint. Deshalb bittet er den Skipper um
Auskunft, welchen der Dalben er umfahren darf. Nach der Durchfahrt hilft nur
kräftiges Ruderlegen hart Steuerbord, um den Anlegeplatz zu erreichen. Teile
der Mannschaft begeben sich anschließend auf Landgang, um die olle Fregatte
aufzusuchen. Zu späterer Stunde
führt uns Heiners GPS-Gerät in dem beschaulichen Städtchen zu dem einen
oder anderen Zielpunkt und Karl-Heinz entdeckt den Ankercash. Dieses
außerordentliche Ereignis, weil sein erster Fund, führt bei ihm zu wahren
Freudensprüngen, die leider nicht authentisch im Foto eingefangen werden
können.
++
Freitag 05.07.2013 +++ 8:20 +++ Ebeltoft
----> Hals(Limfjorden) +++ Törn 2013/49 +++
Position:
Alborg
Bugt
Teilstrecke :
65 sm
Kurs: diverse:
NO, N, NNW
Wind: SW
3-4 später W 4-5 bis NW 5
Luftdruck: 1025
hpa
Welle 0,4
m bis 1m
Bedeckung 1/8
bis 3/8
Temperatur
18°C
Wassertemp.
15°C
Segel-Std
5 h
Masch-Std
4
h
Kurzkommentar
Blauwassersegeln mit Spitzengeschwindigkeit
Der
Skipper trinkt zum Frühstück nur eine Tasse Kaffe und verweigert sich
ansonsten der Nahrungsaufnahme. Dies deutet schon auf einen längeren Törn
hin.
Um
8:20 Uhr wird die Stammbesatzung aktiv, Leinen los, der Diesel rumort und
lockt die ersten Crewmitglieder an Deck. Der Himmel ist zartblau und der Wind
angenehm von Temperatur und Richtung. Ab der südlichen Landnase werden Groß,
Besan, Fock und Klüver gesetzt, genauer gesagt, es wird versucht. Beim ersten
Setzversuch des Groß drückt Karl-Heinz statt des Großfalls der ziehenden
Mannschaft das Großtopfall in die Hände. Mit aller Kraft versuchen die
Angeleinten daher, den Großmast durch das Kielschwein zu drücken, was
natürlich trotz mehrerer Versuche misslingen muss. Auch Skipper Heiner wird
dadurch in Mitleidenschaft gezogen, da das Lachen arg seine Bauchmuskeln
strapaziert und er sich geschwächt am Niedergang festhalten muss.
Das Großtopsegel verursacht zum zweiten Mal Ungemach an
Bord, weil der Piekblock klemmt. Mit großem Getümmel wird das Großsegel
wieder eingeholt, der Block geklart und das Topsegel mit praller Ausprägung
in den Top des Großmastes gezogen.
Nun
beginnt Segeln von der feinsten Art. Der Wind frischt auf, die Lage nimmt zu,
die Schraubenwelle surrt und die Logge schwenkt den Zeiger auf erstaunliche
Werte. Die Steuermänner überbieten sich in den Böen gegenseitig mit
Geschwindigkeitsrekorden. Besonders auf dem Nordkurs sind beim Abfallen bis zu
9,2 Koten dokumentiert worden. Nach GPS sogar unglaubliche 10,1 Knoten!
Schööön!
Dieses
begeisternde Segeln findet beim Kurswechsel auf NW ein jähes Ende. Der Wind fällt
zu vorlich ein. Die Segeln werden geborgen und die Unterwassergenua
aufgespannt -- nun sind es nur 6 Knoten und das Erlebnis stark reduziert. Die
Mannschaft lümmelt sich so herum; in jeder Schiffsecke schläft ein Seebär
und erst der Kaffee erzeugt wieder Leben auf Deck.
So
langsam erahnt ein jeder an Bord, was Skipper Heiner schon beim
Frühstückskaffe wusste -- der Kurs deutet auf den Limfjord hin. Noch 24
Seemeilen und das unter Maschine!! Die Stimmung lässt sich nur unter
Beteiligung der Zapfanlage auf einem erträglichen Niveau halten.
Auch
Neptun trägt bei dem Maschinenkurs durch kräftige Gischtspritzer über die
Bordwand zur Aufbesserung der Laune bei.
.
++
Samstag 06.07.2013 +++ 9:15 +++ Hals
----> Frederikshavn +++ Törn 2013/49 +++
Position:
Kattegat
Teilstrecke :
35 sm
Kurs: NNO,
NNW
Wind: NNW
4 bis 2
Luftdruck: 1030
hpa
Welle 0,4
m
Bedeckung 0/8
Temperatur
1°C
Wassertemp.
15°C
Segel-Std
4 h
Masch-Std
1
h
Kurzkommentar Blauwassersegeln
zum Industriehafen
Sommerwetter
im Kattegat: Fock, Groß, Klüver, Besan bewirken bis zu 7 kn
Fahrt. Klaus Störtebecker kommt uns entgegen und entert uns nicht, bittet
aber per Seefunk um ein Bild seines Kaperschiffes für den Sponsor, der auf
Anhieb nicht sofort erkennbar ist. Nun, hier hat er gleich drei!
Die
Reste der Soße Bolognese verwandeln sich unter Mitwirkung von vier
Sterneköchen in eine leckere Mittagssuppe. Diverse Brotsorten aus dem
Bordvorrat runden mit Obst das Menue vortrefflich ab. An dieser Stelle sei dem
Sterne-Koch der Fa. Hardekopf für die Vorbereitung aller warmen Speisen
gedankt. Konserven und Würste haben reißenden Absatz gefunden.
Bereits in den frühen
Morgenstunden verstopfen Gerd`s Hinterlassenschaften die Toilette des
Bugschietraumes, was größere Aktivitäten von Steuermann Hartmut und
Maschinist Karl-Heinz hervorruft. Das Problem wird akribisch mit diversen
Schaltplänen eingegrenzt und letztlich mit einem Seitenschneider abgekniffen.
P.S.:
Zu Gerd`s Ehrenrettung ist anzumerken, dass nicht seine Verdauungsendprodukte
das Debakel verursacht haben , sondern der Druckschalter der Wasserzuführung
sein Leben überraschend beendet hat.
Nachwort:
Die Mannschaft bedankt sich bei Skipper Heiner und Steuermann Hartmut für die
zahlreichen Rüffel im Umgang mit den
Segeln,
erlaubt sich aber festzuhalten, dass an manchen Tagen das Kontingent an
Rüffeln nicht ausgeschöpft worden ist. Maschinist Karl-Heinz hat uns bei der
Übernahme der Rüffellast tatkräftig unterstützt.
Wir
wünschen den Dreien weiterhin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel,
Mast- und Schotbruch und bedanken uns ganz herzlich für die tollen Segeltage.
Maritime
Tradition Vegesack Nautilus e.V. - Postfach 750615 - 28726 Bremen -
Telefon:0421-9586786 -
E-Mail:
info@mtv-nautilus.de